Datum: 28.02.2022

Agrar-Photovoltaik - Chance oder Stolperstein für den ländlichen Raum? Digitale Veranstaltung der Ökomodell-Region Rhein-Main

Der Bedarf an erneuerbaren Energien ist ein zentrales Thema in der Gesellschaft. Neben der Nutzung der Windkraft und Photovoltaik-Parks, deren Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung nicht mehr zur Verfügung stehen, stellen sogenannte Agrar-Photovoltaikanlagen eine Möglichkeit der Doppelnutzung dar, die die Flächenkonkurrenz entschärfen kann. Gleichzeitig verändert die Agrar-Photovoltaik die Art der Flächennutzung und die ökonomischen Rahmenbedingungen sind noch undurchsichtig. Um hier Klarheit zu schaffen, lud die Ökomodell-Region (ÖMR) Rhein-Main gemeinsam mit der beim Hochtaunuskreis neu geschaffenen Stabsstelle für Klimaschutz, nachhaltige Kreisentwicklung und Umweltbildung am Montag, den 21. Februar 2022 zu einer digitalen Veranstaltung zum Thema Agrar-Photovoltaik ein. Über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter viele landwirtschaftliche Betriebe, folgten der Einladung.

Seitens der geladenen Expertinnen und Experten wurde insbesondere der rechtliche Rahmen und damit einhergehende planungsrechtliche Fragestellungen bis hin zur Verwirklichung einer Agrar-Photovoltaikanlage erörtert. Großer Diskussionspunkt war auch die Beibehaltung des Ackerstatus, der aus Sicht der Flächenförderung für landwirtschaftliche Betriebe von großer Bedeutung ist. Individuell zu klären sind bei Bedarf Fragen zum Anschluss der Anlage an das Stromnetz des regionalen Anbieters und der damit verbundenen Abnahme des erzeugten Stroms zu. Schluss-endlich standen die finanzielle Förderung in Bezug auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und damit verbundene etwaige Zuschüsse des Netzbetreibers im Fokus.

Die derzeit diskutierten Entgelte pro Hektar für die Nutzung der Flächen für Agrar-Photovoltaik liegen aktuell weit über aktuellen Pachtpreisen in der Landwirtschaft. Bei mehr als 60 % Pachtflächenanteil in Hessen führt das zu einer ungewollten Konkurrenz um die Flächennutzung – im schlimmsten Fall zum Verlust von Pachtflächen für Betriebe.

Andererseits ergibt sich durch Agrar-Photovoltaikanlagen die Möglichkeit, Photovoltaik-Flächen im Außenbereich zu errichten und gleichzeitig Ackerboden oder Grünlandflächen für die Nahrungsmittelproduktion zu erhalten - und damit auch für die weitere Bewirtschaftung durch den Landwirt. Dabei gibt es je nach ausgewählter Technik Vorteile für Ackerbaustandorte oder für Sonderkultur-Betriebe. Doch nicht nur die reine Doppelnutzung bringt Vorteile mit sich: Eine effiziente Integration der Photovoltaiktechnologie kann Pflanzenbestände und Böden vor negativen Umwelteinflüssen schützen und darüber hinaus einen Beitrag zu Klimaschutz und Klimaanpassung liefern.

Innovative Systeme zur nachhaltigen Energiegewinnung in Kombination mit geringstem Verbrauch landwirtschaftlicher Flächen zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion als auch für nachwach-sende Rohstoffe, werden wohl langfristig nicht mehr aus der Flächenkulisse wegzudenken sein. Somit verändert sich sowohl die Nutzung, als auch das Landschaftsbild. Umso wichtiger ist es, dass alle beteiligten Akteure über die Rahmenbedingungen bis hin zur Umsetzung einer Agrar-Photovoltaikanlage und etwaiger Folgen fundiert informiert werden.

Die Veranstaltung hat aber auch gezeigt, dass es in Deutschland noch keinerlei Erfahrung aus der Praxis gibt: Wie entwickeln sich Pflanzenbestände zwischen den Anlagen? Wie funktioniert der Einsatz der bisher üblichen landwirtschaftlichen Technik und können Schäden durch die Bewirtschaftung der Zwischenreihen entstehen? Viele Fragen sind hier noch zu klären, dennoch zeigte die hohe Beteiligung und die Rückmeldungen aus dem Publikum, dass die Veranstaltung ihr Ziel erreicht hat. Denn ohne Wissen können neue Entwicklungen nicht eingeschätzt werden.

Für weitere Informationen und Rückfragen steht das Amt für den ländlichen Raum beim Hochtaunuskreis sowie die Stabstelle Klimaschutz, nachhaltige Kreisentwicklung und Umweltbildung beim Hochtaunuskreis zur Verfügung.

Kontakt: LFN@Hochtaunuskreis.de

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