Datum: 12.10.2023

Hospiz- und Palliativnetzwerk im Hochtaunuskreis will Lotse für Betroffene sein

Der Tod ist ein Teil des Lebens, dem sich jeder Mensch stellen muss. Er kann plötzlich eintreten, etwa in Folge eines Unfalls, oder aber er kann sich zum Beispiel durch eine Krankheit allmählich und dennoch unaufhaltsam anbahnen. Sterben ist oftmals ein Prozess, eine längere Entwicklung. Und eine solch Entwicklung kann im Rahmen des Möglichen gelenkt werden, so dass im letzten Lebensabschnitt den Wünschen und Bedürfnissen des Betroffenen Rechnung getragen werden kann. Doch eine solche Umsetzung ist für Freunde und Angehörige eine große physische und auch psychische Belastung. Unterstützung finden Patientinnen und Patienten sowie ihre Angehörigen beim Hospiz- und Palliativnetzwerk im Hochtaunuskreis. Das Netzwerk hat es sich zum Ziel gesetzt, den Betroffenen ein würdiges Leben bis zuletzt zu ermöglichen sowie Freunde und Angehörige zu unterstützen und zu begleiten. Das Netzwerk hat nun eine entsprechende Kooperationsvereinbarung geschlossen, die die gemeinsamen Ziele formuliert und somit die Leitplanken seines Handelns festlegt.

Das Hospiz- und Palliativnetzwerk wurde im Jahr 2015 auf Anregung des Hochtaunuskreises gegründet. Zu den Mitgliedern gehören:

- die Sozialdezernentin des Hochtaunuskreises,
- die Sozialdezernentin der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe,
- der Pflegestützpunkt im Hochtaunuskreis,
- die Leitstelle Frauen, Senioren, Behinderte und Krankenhilfe im Hochtaunuskreis,
- der Fachbereich Soziales der Stadt Bad Homburg v. d. Höhe,
- das Praxisnetz Hochtaunus,
- Apotheken,
- die Hochtaunus-Kliniken,
- das Palliativteam Hochtaunus GmbH: Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung,
- die Löwenzahn Hochtaunus gGmbH: Allgemeine Ambulante Palliativversorgung, Praxis für Haus- und Heimbesuche, Hilfsteam
- Pflegeheime,
- Ambulante Pflegedienste,
- Stationäre Hospizdienste,
- Hospizdienste,
- Kinderhospizdienst,
- Pfarrer und Seelsorger,
- Ambulante Ethikberatung,
- Interaktiv – Generationen füreinander Oberursel e.V.
- Diakonie Hochtaunus,
- NOVASmobil (Seniorenberatung der Diakonie Hochtaunus), Sozialraum und Freiwilligenmanagement
- Caritas,
- DRK Hochtaunus,
- Brinkmann Pflegevermittlung – 24-Stunden-Betreuung,
- engagierte Bürgerinnen und Bürger

„Im Mittelpunkt der Hospiz- und Palliativarbeit des Netzwerks steht immer der Mensch“, sagt Kreisbeigeordnete Katrin Hechler. Heutzutage gebe es Möglichkeiten, jedem Menschen ein würdiges Sterben zu ermöglichen. „Die moderne Medizin macht es möglich, Schmerzen zu lindern, Empathie und Unterstützung durch die verschiedenen Partner des Netzwerks nehmen vielen Patientinnen und Patienten die Angst vor dem Sterben und nicht zuletzt geben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Netzwerks den Angehörigen in dieser schweren Zeit Kraft und Halt“, weiß sie aus vielen Gesprächen. Deshalb sei sie froh, dass mit der nun geschlossenen Kooperationsvereinbarung es nun auch einen konkretisierten Leitfaden des Handelns gebe.

Die Kooperationsvereinbarung orientiert sich an der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen. Dabei kommt der Vernetzung aller Beteiligten eine besondere Rolle zu, denn Sterbebegleitung umfasst zu viele Facetten, um sie von einer Einrichtung – und schon gar nicht von einer einzigen Person – leisten zu können. Denn der Beginn einer Palliativversorgung ist immer auch gleichbedeutend mit dem Wechsel des Therapieziels. Es geht nicht mehr um die Gesundung der Patientin oder des Patienten, sondern um eine Begleitung des Sterbenden. „Ein Sterben in Würde ist nicht nur für den Betreffenden selbst wichtig, sondern in besonderem Maße auch für die Hinterbliebenen“, so Katrin Hechler.

Ziel ist eine palliative und hospizliche Versorgung, Beratung und Unterstützung aller Menschen unabhängig von Alter, Religion, Nationalität und Hautfarbe, die Linderung von Leiden, eine empathische Sterbebegleitung und die Nutzung koordinierter und vernetzter Angebote im Hochtaunuskreis im Sozial- und Gesundheitswesen. Dabei spielt die Individualität eine wichtige Rolle, denn eine Sterbebegleitung „von der Stange“ soll es nicht geben. Die Patientin oder der Patient sollen ganz persönliche Wünsche und Bedürfnisse äußern können, die nach Möglichkeit umgesetzt werden. Sei es ein letzter Besuch des geliebten Haustiers im Hospiz, ein besonderes Essen oder eine kleine Feier. Es wird darauf geachtet, dass die Selbstbestimmung der Patientin oder des Patienten so lange es geht, gewahrt bleibt.

Dem Palliativnetzwerk versteht sich als Lotse für Betroffene. Wird eine Stelle angesprochen, so werden die Betroffenen an die anderen Mitglieder des Netzwerks weitergeleitet, wo ihrem Anliegen entsprochen werden kann. Zur Netzwerkarbeit gehört auch die Öffentlichkeitsarbeit, um das Wirken des Netzwerks bekannter zu machen, ein regelmäßiger interner Informationsaustausch zu den verschiedenen Leistungen und Angeboten, der Ausbau von Versorgungsstrukturen, Koordination von Trauerarbeit und interne Fortbildungen. Alle Netzwerkmitglieder haben sich zudem verbindlich zu einer Zusammenarbeit verpflichtet.

Zu der Öffentlichkeitsarbeit zählt eine Beteiligung am Welthospiztag. Die Hospizgemeinschaft Arche Noah in Schmitten im Taunus, Brunhildestraße 14, lädt daher für den kommenden Sonntag von 12 bis 16 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Dabei wird gegrillt, es gibt einen Handmade-Markt, Bilderausstellungen und -versteigerungen, Kinderschminken und vieles mehr. Dabei wird mit Sicherheit auch ganz viel gelacht. Denn auch das will das Hospiznetzwerk deutlich machen: Das Sterben muss nicht traurig sein.

Das Palliativteam Hochtaunus lädt für den 08. November, 19 Uhr zu der Performance „DAS LEBEN – eine lebendige Begegnung mit dem Tod“ inklusive Musikeinspielung ein. Die Performance wird von Christoph Gilsbach in der Alten Wache Oberstedten, Pfarrstraße 1, in Oberursel gestaltet. Im Anschluss ist ein Publikumsgespräch vorgesehen

Noch etwas hin ist eine Veranstaltung des Hospiz-Dienstes bad Homburg. Am 10. November wird die Frankfurter Schauspielerin Anke Sevenich in der Englischen Kirche in Bad Homburg aus dem Buch „Das Jahr magischen Denkens“ der amerikanischen Autorin Joan Didion lesen. Das autobiografische Werk beschreibt den plötzlichen Tod des Mannes der Autorin und die lebensbedrohliche Erkrankung der Tochter und verknüpft diese persönlichen Schicksalsschläge mit allgemeinen Betrachtungen zum Umgang der Menschen mit Tod und Trauer. Die Lesung beginnt um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei, um eine Spende zugunsten des Hospiz-Dienstes wird gebeten.

Der Friedrichsdorfer Hospizverein plant für den 22. November einen Infoabend zum Thema Versorgungslandschaft in Friedrichsdorf mit seinen Stadtteilen. Dabei soll in zwei Vorträgen ein Überblick gegeben werden, welche Unterstützung es im Bereich der ambulanten Pflege und Versorgung in Friedrichsdorf gibt. Beginn ist um 18.30 Uhr im Saal im Forum Friedrichsdorf, Dreieichstraße 22.

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