Datum: 16.09.2021

Abrissarbeiten am alten Usinger Krankenhaus beginnen

Gut durchgeplant sind die Abrissarbeiten des alten Krankenhauses in Usingen. Das Ziel der Organisatoren: Möglichst wenig Belästigungen für die Anwohner. Nachdem in der laufenden Woche schon Vorarbeiten erledigt wurden, beginnen jetzt die Abrissarbeiten des ehemaligen Usinger Krankenhaus. Das teilte die Projektgesellschaft HORN GmbH gemeinsam mit der ausführenden Firma Moses Abbruch GmbH mit. „Wir haben versucht, bei allen Planungen die Belange der Anwohner zu berücksichtigen und Lärm sowie andere Emissionen möglichst gering zu halten“, sagte Günter Horn, von der Projektgesellschaft HORN.

Von 1912 bis 2014 wurden hier in der Hattsteiner Allee kranke Menschen betreut. In mehreren Bauabschnitten hat sich das Usinger Krankenhaus, das später als Hessenklinik firmierte und zuletzt ein Standort der Hochtaunus-Kliniken war, zu einem Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung entwickelt. Die baulichen, aber auch die neuen medizinischen Anforderungen haben zuletzt jedoch den Ausschlag gegeben, die Klinik nach den modernen Anforderungen der heutigen Medizin „auf der grünen Wiese“ neu zu errichten. 2014 war es so weit, am 22. Februar zog das Krankenhaus in den Neubau, ein großer Schritt für die Klinik, aber auch für die Bürger*innen des Usinger Landes. In den letzten Jahren nach dem Auszug, hat die „alte Klinik“ wiederholt Menschen geholfen, als Flüchtlingsunterkunft fanden hier Menschen in Notlage eine erste Zuflucht.

Das Baugelände ist inzwischen komplett abgesperrt, um einen reibungslosen Ablauf des Abbruchs zu gewährleisten. Von montags bis freitags laufen die Arbeiten entsprechend der Regelarbeitszeiten jeweils zwischen 7.00 Uhr und 20 Uhr an Samstagen von 7.00 Uhr bis maximal 16.00 Uhr. Am Sonn- und an Feiertagen ruhen die Arbeiten. „Das war uns sehr wichtig, denn viele Anwohner wollen das Wochenende genießen oder erwarten auch Besuch. Diese Zeit soll deshalb nicht von einer aktiven Baustelle gestört werden“, erklärte Günter Horn.

Begonnen wird mit der Schadstoffsanierung der ersten Abbruchgebäude. Das heißt bei der ehemaligen Rettungswache, dem Isolierhaus, der Leichenhalle sowie diversen Kleingebäuden. Es habe bereits im Vorfeld eine umfassende Untersuchung der Gebäude auf Schadstoffe gegeben, um festzustellen, ob und wo es Materialien gibt, für die spezielle Entsorgungsauflagen gelten. Beim Abriss sind Fachunternehmen und Baubegleiter vor Ort, um die schadstofftechnischen Abnahmen durchzuführen. Als zweiter Schritt erfolgt dann die Schadstoffsanierung des Krankenhauskomplexes. „Gerade diese Arbeiten werden sehr sorgfältig durchgeführt und benötigen etwas Zeit“, betonte Horn: Zum Jahresende soll das alte Gebäude bereits abgerissen sein, bis dann im Jahr 2023 wieder „Leben“ einkehren wird.

Die Abbrucharbeiten werden nach dem neuesten Stand der Technik ausgeführt. Alle eingesetzten Maschinen entsprechen dem neusten Stand der Technik und verfügen über modernste Anbauteile, um die Staubentwicklung und Emissionen auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

Der Abriss wird kein Verlust sein, denn der Geist dieses Geländes lebt weiter. Vor Ort wird bezahlbarer Wohnraum entstehen, 56 Wohnungen nach modernsten Anforderungen an den Wohnungszuschnitt mit hocheffizienter Energetik. Ein Komplex, der mit seiner Gestaltung und Nutzungsart die Stadt Usingen bereichern wird. Die gemeinnützige Wohnungsbau GmbH Hochtaunuskreis ist stolz auf dieses neue Projekt. So liegt es doch in unmittelbarer Nähe zum Firmensitz der Gesellschaft.

Dieses Neubauvorhaben der Gemeinnützigen Wohnungsbau GmbH Hochtaunuskreis ist Teil einer Gesamtentwicklung von insgesamt 220 Wohnungen, die im Zuge der vorhabenbezogenen Bebauungspläne „Hattsteiner Allee / Fritz-Born-Straße“ und „Pestalozzistraße“ mit der Stadt Usingen entwickelt und beschieden wurde. Die Projektentwicklungsgesellschaft Horn wird im Auftrag der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft den Neubaukomplex errichten. Das Architekturbüro Monogruen plant den Neubau in moderner und nachhaltiger Form.

„Es ist uns ganz wichtig, dass der menschliche Geist des Geländes erhalten bleibt,“ betont Landrat Ulrich Krebs, der zugleich Vorsitzender des Aufsichtsrats ist. „Mit unserem gemeinnützigen Wohnungsbau helfen wir auch in Zukunft Menschen, die Unterstützung brauchen. Das ist unser Credo“.

Zusatzinfo:

Der Krankenhaus-Standort Usingen hat eine eindrucksvolle, lange Tradition. Unmittelbarer Vorläufer des heutigen Krankenhauses ist das im 18. Jahrhundert errichtete Hospital. Am 26. Februar 1739 wurde die Hospitalstiftung für die damalige nassauische Landeshauptstadt und ihren zugehörigen Amtsbezirk errichtet. Das Usinger Hospital diente der Versorgung von „preßhaften und notdürftigen kranken Personen“, war also eher eine Pflege- als eine Heilanstalt. Seinen Standort, an den bis heute der Straßenname „Hospitalgasse“ erinnert, erhielt das Spital am Rand der Usinger Neustadt.

Dass das Usinger Spital die Krisenzeit der Napoleonischen Kriege überstehen konnte, hatte es vor allem der Usinger Bürgerin Friederike Walther zu verdanken. Sie brachte ihr Erbe in eine mildtätige Stiftung ein, die für die kommenden Jahrzehnte eine wichtige finanzielle Stütze für die Einrichtung war, die sich allmählich vom Spital zum modernen Krankenhaus entwickelte.

Der heutige Altbau am Schlagweg bedeutete endgültig den Schritt in die Moderne. Er entstand in den Jahren 1910–1912 und war fortan über gut 100 Jahre lang das Zentrum der öffentlichen Krankenpflege im Usinger Land. Bereits 1927 entstand ein erster Erweiterungsbau, der zunächst als Altersheim konzipiert war, dann aber in den Klinikbetrieb integriert wurde. Nachdem die Trägerschaft des Krankenhauses von der Stiftung in die Hände des Landkreises übergegangen war, konnte 1971 der große, 140 Betten umfassende Neubau eingeweiht werden. Allerdings wurde bereits kurz nach dessen Fertigstellung festgestellt, dass auch mit dieser Erweiterung am aktuellen Standort, den Ansprüchen dauerhaft kaum gerecht werden könne.

Der notwendige nächste Schritt folgte dann mit der Errichtung des neuen Krankenhauses, das 2014 seinen Betrieb aufnahm. Die bald 300jährigen Geschichte des Usinger Krankenhauses ist also eine Geschichte des Wachstums, der Modernisierung und des Schritthaltens mit der Usinger Stadtentwicklung. Sowohl beim Umzug 1912 als auch beim Umzug 2014 ging es darum, das Krankenhaus aus der Innenstadt an den Stadtrand zu verlegen, um dort die benötigten Kapazitäten zur Verfügung stellen zu können. Die Gefühle und Erinnerungen, die sich mit dem alten Krankenhaus, das jetzt abgerissen wird, verbinden, mögen heute ganz ähnliche sein wie vor hundert Jahren, als die Usinger sich zuletzt an ein neues Krankenhaus gewöhnen mussten. Nach hundertzwei Jahren seines Bestehens am Schlagweg wird jetzt mit der Neubebauung ein neues Kapitel in der Usinger Stadtgeschichte aufgeschlagen.

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