Datum: 22.06.2023

Kreis ehrt Dr. Walter Mittmann mit dem Saalburgpreis

Seit 1992 vergibt der Hochtaunuskreis jährlich den Saalburgpreis für herausragende Verdienste für Geschichte und Heimatpflege. In diesem Jahr geht der Preis nach Dornholzhausen: Ausgezeichnet wird Dr. Walter Mittmann, der sich wie kaum ein anderer mit der Geschichte des einstigen Waldenserdorfes beschäftigt hat.

Walter Mittmann wurde 1939 in Krailling, Kreis Starnberg, geboren. An das Studium des Bauingenieurwesens an den Technischen Hochschulen Aachen und Darmstadt (Abschluss Diplom-Ingenieur) schlossen sich das Baureferendariat und die Große Staatsprüfung für den höheren technischen Verwaltungsdienst an. 1968 ging er als Bauassessor zur Deutschen Bundesbahn, 1969 wurde er abgeordnet als wissenschaftlicher Assistent an den Lehrstuhl für Eisenbahn-, Straßen- und Verkehrswesen der TH Darmstadt. Nach der Promotion zum Dr.-Ing. 1971 bekleidete er Führungspositionen des Betriebs- und Baudienstes der Deutschen Bundesbahn, ab 1984 in der Hauptverwaltung in Frankfurt am Main. Nach der Privatisierung der Deutschen Bahn war Dr. Walter Mittmann von 1994 an als Hauptabteilungsleiter in der Zentrale tätig. 2004 wurde er als Abteilungspräsident pensioniert.

Dr. Walter Mittmann ist Autor zahlreicher Publikationen zur Geschichte seines Wohnortes Dornholzhausen. Vor allem seine Arbeiten zur Geschichte und Genealogie der waldensischen Glaubensflüchtlinge, auf die die Ortsgründung von Dornholzhausen zurückgeht, weisen weit über die Grenzen der reinen Ortsgeschichte hinaus, indem sie die waldensische Geschichte Dornholzhausen in die übergreifenden Zusammenhänge von Migration und Siedlungspolitik einbetten. Neben seiner eigenen inhaltlichen Arbeit engagiert er sich seit 2010 überdies als zweiter Vorsitzender und Schriftführer des Geschichtskreises Dornholzhausen.


Veröffentlichungen (in Auswahl):

Monographien:

  • gemeinsam mit Kuno Allershausen u. a.: L(i)ebenswertes Dornholzhausen. Das Tor Bad Homburgs zum Taunus, Bad Homburg v. d. Höhe 2011.
  • Familientafeln von Nachkommen der Dornholzhäuser Waldenser und Hugenotten, Bad Homburg v. d. Höhe 2010.
  • gemeinsam mit Wolfgang Bühnemann: Dornholzhäuser Namen und Schicksale. Familien und Gewerbe in Dornholzhausen im 18. und 19. Jahrhundert (=Aus dem Stadtarchiv. Vorträge zur Bad Homburger Geschichte, Sonderband), Bad Homburg v. d. Höhe 2009.
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Aufsätze:

  • David Jordan (1648–1725). Pfarrer in Dornholzhausen 1699–1717 und Offenbach 1717–1725, in: Albert de Lange (Hg.), Waldenserpfarrer in Hessen (1685–1871). Das Ringen um die eigene Identität (= Waldenserstudien 7/Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft 53), Bad Karlshafen 2022, S. 181–208.
  • Émile Couthaud [de Rambey] (1829–1891), Pfarrer in Dornholzhausen 1858–1871, in: ebd., S. 367–391.
  • Ein besseres Leben in der Neuen Welt. Auswanderung aus Dornholzhausen nach Nordamerika im 19. Jahrhundert, in: Dornholzhausen ...aus unserer Geschichte 19 (2022), S. 30–47.
  • Einblick in eine Dornholzhäuser Strumpfmanufaktur in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Was alte Geschäftspapiere erzählen können, in: ebd., S. 58–73.
  • So entstand das Waldenserdorf Dornholzhausen. Die Entwicklung der Kolonie in den ersten hundert Jahren, in: ebd., S. 41–58.
  • Das bewegte Leben des Waldenserpfarrers David Jordan (1648–1725), in: Hugenotten 81 (2017), H. 4, S. 139–151.
  • Das Waldenserdorf Dornholzhausen – Eine französische Kolonie in der Landgrafschaft Hessen-Homburg, in: Jahrbuch Hochtaunuskreis 23 (2015), S. 38–45.
  • Sophie Opel geb. Scheller, eine bedeutende Unternehmerin aus Dornholzhausen, in: Dornholzhausen ...aus unserer Geschichte 11 (2014), S. 10–31.
  • Das Waldenserdorf Dornholzhausen – und was es mit Friedrichsdorf verbindet, in: Friedrichsdorfer Schriften 11 (2011/2012), S. 45–77.
  • Die Ansiedlung der Waldenser in Dornholzhausen, in: Dornholzhausen ...aus unserer Geschichte 8 (2011), S. 16–32.

Förderpreis für die Schülergruppe „Villa Goldschmidt-AG“

Der Förderpreis zum Saalburgpreis geht an die „Villa Goldschmidt-AG“ unter Leitung von Isabella Michel am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium Bad Homburg. Die Schülergruppe hatte sich im Frühjahr 2021 mit einem Projekt zur Geschichte des ehemaligen Taunus-Sanatoriums in Bad Homburg erfolgreich um die Teilnahme am Schulprogramm „denkmal aktiv“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beworben. Die Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe haben sich ein Schuljahr lang intensiv mit der Geschichte des denkmalgeschützten Taunus-Sanatoriums, dessen Gründer Siegfried Goldschmidt, seiner Familie und der späteren Umnutzung des Gebäudes beschäftigt. Am Ende des Projektes stand im Juli 2022 eine Ausstellung „Villa Goldschmidt – ein jüdisches Denkmal“, die im Foyer des Kaiserin-Friedrich-Gymnasiums präsentiert wurde.

Die Projektgruppe hat sich intensiv mit der Geschichte des Gebäudes beschäftigt und dazu sowohl im Stadtarchiv Bad Homburg als auch im Kreisarchiv des Hochtaunuskreises eigene Recherchen angestellt. Ebenso haben sich die Schülerinnen und Schüler intensiv mit Kriterien und Herausforderungen des Denkmalschutzes auseinandergesetzt, außerdem mit Besonderheiten jüdischer Religiosität und Kultur.

Das Projekt „Villa Goldschmidt – ein jüdisches Denkmal“ ist ein herausragendes Beispiel lokalgeschichtlichen Arbeitens, bei dem ausgehend von einem konkreten, den Schülerinnen und Schülern vor Augen stehenden Gebäude deren Blick für historische und kulturelle Zusammenhänge, für historisches Arbeiten und für die Präsentation eigener Erkenntnisse im Medium einer Ausstellung geschärft wurde und sie zu eigenen Arbeiten ermuntert worden sind.

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