Datum: 13.09.2023

Gesundheitsstandort Hochtaunuskreis: Landrat Krebs und Kreisbeigeordnete Katrin Hechler besuchen Asklepios Klinik

Mitunter sind es vermeintlich einfache Dinge, die Probleme bereiten. Bei der Asklepios Klinik in Falkenstein ist das beispielsweise das Fehlen einer Haltestelle. „Das ist in der Tat ein großes Problem für uns“, sagte Dr. Martin Voß, Ärztlicher Direktor der Klinik, beim Besuch von Landrat Ulrich Krebs und der Kreisbeigeordneten Katrin Hechler. Landrat und Kreisbeigeordnete wollten sich vor Ort ein Bild machen über die aktuellen Herausforderungen, die die Klinik zu meistern hat, um weiterhin als neurologische Fachrehabilitations-Klinik den Gesundheitsstandort Hochtaunuskreis mitzuprägen. „Der Hochtaunuskreis gewährleistet mit den Hochtaunus-Kliniken die medizinische Grundversorgung der Bevölkerung“, sagte Landrat Krebs. „Ebenso wichtig ist es aber auch, dass es im Kreisgebiet Fachkliniken gibt. Sie runden das medizinische Angebot ab und sind zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.“ Daher sei es wichtig zu wissen, wo Kliniken der Schuh drückt und sie bei der Lösung von Problemen zu unterstützen.

Doch zurück zu den Haltestellen: die ruhige Lage am Taunushang hat nämlich den Nachteil, dass die nächste Haltestelle über 800 Meter weit entfernt ist. Und da der Weg vom Haltepunkt zur Klinik entweder steil bergab oder bergan führt, ist die Klinik nur mühsam zu erreichen, wenn man über kein eigenes Auto verfügt. Ganz abgesehen, dass es für – oftmals ältere – Besucher äußerst mühsam sei, Angehörige zu besuchen, so sei die schlechte ÖPNV-Anbindung mittlerweile sogar schon ein K.o.-Kriterium bei der Suche nach Pflegekräften und Ärzten, berichtete Voß. „Mir haben schon mehrere Personen, die eine Einstellungszusage erhalten haben, aus diesem Grund abgesagt.“ Die fehlende Haltestelle sei inzwischen ein echter Wettbewerbsnachteil.

Den wiege auch nicht auf, dass die Klinik top ausgestattet ist, ergänzte der Geschäftsführer der Asklepios Klinik, Joachim Wessing. Die Klinik beschäftigt derzeit über 250 Arbeitskräfte, 150 Personen in der Pflege, sowie den Ärztlichen Direktor, sechs Oberärzte und acht Assistenzärzte. Die Klinik selbst ist unterteilt in eine Akut- und eine Reha-Klinik. Rund die Hälfte der hier behandelten Patienten hatte einen Schlaganfall, Gehirnblutungen, Nervenentzündungen, haben Parkinson oder andere Nervenstörungen. Die andere Hälfte leidet an Nerven-/Muskelschädigungen aufgrund anderer schwerer Erkrankungen. Soll heißen: Patienten, die beispielsweise wegen einer schweren Lungenentzündung künstlich beatmet werden mussten, können mitunter nach der Genesung der Lunge Arme und Beine nicht mehr bewegen, da Nerven durch die generalisierte Entzündung in Mitleidenschaft gezogen wurden. Diese Patienten sollen hier wieder mobilisiert werden. Dafür ist eine sehr aufwändige Rehabilitationsbehandlung erforderlich. „Die Mindestzeit, die sich Patienten hier aufhalten, liegt bei drei Wochen, die durchschnittliche Verweildauer allerdings bei mehr als sechs Wochen“, sagte Wessing. Das wiederum ist mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Dabei spürt die Falkensteiner Klinik wie alle anderen medizinischen Einrichtungen den Kostendruck. „Die Sätze der Fallpauschalen müssten dringend angepasst werden“, sagte Wessing. Gerade im Reha-Bereich sei die Finanzierung aufgrund der langen Verweildauer in der Klinik kaum noch auskömmlich. Das hat zur Folge, dass von den insgesamt 180 Betten solche aus dem Reha-Bereich aus wirtschaftlichen Gründen herausgenommen und in den Akut-Bereich überführt werden. Dabei seien Reha-Plätze stark nachgefragt.

In die Asklepios Klinik wurde zuletzt viel investiert. Alle Zimmer der neuen Akutstation verfügen über Tageslicht und sind in hellen Farben gehalten. Tageslicht sei ein wichtiger Baustein für die Therapie von Patienten mit neurologischen Erkrankungen zur Strukturierung des Tag-/Nachtrhythmus, erklärte der Ärztlicher Direktor. Alle Zimmer sind zudem mit Schleusen ausgestattet. „Das ist sonst immer wieder ein Problem, da Patienten, die einen Krankenhauskeim mit Resistenzen gegen Antibiotika in sich tragen, Probleme haben, einen Reha-Platz zu bekommen. An der Decke ist zudem ein Schienensystem montiert. Hier können Patienten über ein Zugsystem und einen Gurt mobilisiert werden, so dass das Pflegepersonal beim Betten oder beim Aufstehen des Patienten nicht mehr so stark heben muss. Auch therapeutisch bietet das Schienensystem Vorteile. Denn bei Gehübungen muss der Patient zunächst nicht sein volles Gewicht tragen und kann sich dennoch sicher bewegen.

Neben einem Schwimmbad für Wassergymnastik gibt es auch ein Armlabor für die Revitalisierung der Armmuskulatur. Eine Besonderheit ist für Gehübungen ein Laufband, auf das durch Lichtsignale die genaue Schrittlänge für den Patienten vorgegeben wird. Sogar Hindernisse können dabei simuliert werden, so dass der Patient nicht nur das sichere Gehen über kann, sondern auch spontanes Ausweichen. Zusätzlich wird mit „augmented reality“, einer künstlichen Realität, gearbeitet.

„Das kommt bei den Patienten sehr gut an“, berichtete Wessing, auch viele Bewerber seien von der Hightech-Ausstattung der Falkensteiner Klinik angetan. Zusätzlich versucht Asklepios, ungewöhnliche Wege in der Mitarbeiteranwerbung zu gehen. So soll die Vier-Tage-Woche für Pflegekräfte ausprobiert werden, auch an einen Betriebskindergarten ist gedacht. Für 15 weitere Mitarbeiter werden Wohnungen angemietet, da die Mieten im Hochtaunuskreis sehr hoch seien.

„Das aber nutzt uns nicht viel, wenn die Leute nicht wissen, wie sie zu uns kommen sollen, da wir keine vernünftige ÖPNV-Anbindung haben“, schlug Wessing den Bogen zum anfangs geschilderten Problem. Landrat Krebs sagte zu, das Thema vom Verkehrsverband Hochtaunus prüfen zu lassen. Kreisbeigeordnete Katrin Hechler versprach Unterstützung durch das neue Relocation Center des Hochtaunuskreises, das Kliniken und Pflegeeinrichtungen bei der Bewältigung der bürokratischen Anforderungen bei der Anwerbung von Ärzten und Pflegekräften aus dem Ausland hilft. Denn auch das ist ein großes Problem. „Der bürokratische Aufwand ist enorm. Durchschnittlich dauere es sechs Monate, bis eine Arbeitserlaubnis vorliege, so Wessing. Das sei einfach zu lang.



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