Datum: 29.08.2023

Kreisbeigeordnete Katrin Hechler kritisiert Systemwechsel

Hochtaunuskreis. Die Nachricht hat alle Kommunalen Jobcenter und die Bundesagentur für Arbeit unvorbereitet getroffen. Vom 1. Januar 2025 an soll die Zuständigkeit für die Beratung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen unter 25 Jahren vom Kommunalen Jobcenter Hochtaunus (KJC) in die Agentur für Arbeit wechseln. Die Leistungen zum Lebensunterhalt sollen allerdings weiter vom Jobcenter finanziert werden – oder je nach Ausgestaltung der zukünftigen Kindergrundsicherung teilweise mit finanziellen Ergänzungsleistungen der Jobcenter. Hintergrund dieses Vorschlags ist die erwartete Einsparung von 900 Millionen Euro jährlich durch den Bund. Diese finanzielle Entscheidung zielt darauf ab, die Neuverschuldung im Bund zu reduzieren.

Katrin Hechler, Sozialdezernentin des Hochtaunuskreises, stellt diesen Plan jedoch in Frage und betont: „Der vorgeschlagene Zuständigkeitswechsel in der Betreuung mag auf den ersten Blick als sinnvolle Sparmaßnahme erscheinen. Allerdings haben die Kommunalen Jobcenter in den vergangenen Jahren effektive Methoden und Strukturen entwickelt, die sicherstellen, dass ihre Hilfe die jungen Menschen erreicht, die keinen Arbeitsplatz finden. Dieses gewachsene und gut funktionierende System würde zerschlagen werden.“

Für Hechler ist individuelle Förderung der Schlüssel zum Erfolg. Viele junge Menschen aus schwierigen familiären Verhältnissen benötigen intensive Unterstützung. „Sie brauchen vor einem erfolgreichen Schulabschluss oder vor einer erfolgreichen Bewerbung ein maßgeschneidertes Coaching und oftmals besondere, unterstützende Bildungswege. Dies aber, kann die Agentur für Arbeit in dieser Form nicht leisten“, argumentiert sie.

Im Jobcenter gibt es extra eigene spezialisierte Teams für diese Zielgruppe. Mit ihrer Hilfe werden individuell passende Maßnahmen gefunden, die den Übergang von der Schule in die Arbeitswelt erleichtern. Die persönlichen Ansprechpartner*innen begleiten diese Jugendlichen eng und vertrauensvoll.

Nicht umsonst hatte das vor sechs Monaten eingeführte „Bürgergeld“ das Ziel, diese ganzheitliche Beratung weiter zu verstärken und die Chancengleichheit für junge Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu verbessern. Hechler betont hier die Bedeutung der engen, regionalen Vernetzung der Jobcenter mit spezialisierten Akteuren. Die Jobcenter bieten nicht nur die finanzielle Hilfe, sondern auch maßgeschneiderte Unterstützung aus einer Hand. Diese würde bei einer Änderung der Zuständigkeit verloren gehen.

Abschließend fügt Katrin Hechler hinzu: „Viele Jugendliche könnten durch das Netz der Agentur fallen und länger oder sogar dauerhaft auf Sozialleistungen angewiesen sein. Dies wäre nicht nur für die Betroffenen tragisch, sondern auch aus gesellschaftlicher und finanzieller Sicht keine gute zukunftsweisende Entscheidung – zumal ab dem 26. Lebensalter dann wiederum die Jobcenter für sie zuständig wären.“



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