Saalburgpreis des Hochtaunuskreises verliehen
Bei einem Festakt am Freitag in der Hans-Thoma-Schule in Oberursel hat Landrat Ulrich Krebs den Saalburgpreis des Hochtaunuskreises für Geschichts- und Heimatpflege verliehen.
Ausgezeichnet wurde Dr. Stefan Ruppert, der Förderpreis zum Saalburgpreis ging an Johannes Martin Müller. In seiner Ansprache betonte Landrat Krebs die Bedeutung von aktiver und
reflektierter Kulturpolitik auf lokaler und regionaler Ebene, für die der Preisträger in besonderer Weise stehe. Daher sei diese Preisverleihung im Jahr des 50. Geburtstag des Hochtaunuskreises in besonderer Weise exemplarisch für die Bedeutung von Kultur und Geschichte für das Profil und Selbstverständnis des Kreises.
Die Laudatio auf den Preisträger übernahm der langjährige Präsident der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Dr. Rudolf Steinberg. Stefan Ruppert, geboren 1971 in Frankfurt am Main, hat Rechtswissenschaft, Politologie und Geschichte an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main studiert und mit dem ersten und zweiten juristischen Staatsexamen abgeschlossen. Für seine am Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte (MPIeR) erarbeitete Dissertation zu „Kirchenrecht und Kulturkampf“ wurde er 2001 promoviert und mit der Otto-Hahn-Medaille
der Max-Planck-Gesellschaft ausgezeichnet. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter am MPIeR wurde er 2012 an der Goethe-Universität mit einer Arbeit über „Lebensalter und Recht“ habilitiert. Als Wissenschaftler hat Dr. Ruppert nicht nur im Feld der allgemeinen Rechtsgeschichte, sondern auch im Bereich der für das Kreisgebiet einschlägigen Regional- und Landesgeschichte grundlegend wichtige Publikationen vorgelegt, etwa über die Kirchenordnung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau oder über die Neuordnung im Verhältnis von Kirche und Staat nach der preußischen Annexion des Taunus 1866.
Politisch war der Preisträger auf Stadt-, Kreis- und Bundesebene aktiv: Von 1993 bis 2011 war er Stadtverordneter in Oberursel, von 1995 bis 2013 Mitglied im Kreistag des Hochtaunuskreises und von 2009 bis 2013 sowie von 2017 bis 2020 Mitglied des Deutschen Bundestages. Dabei hat er sich stets in besonderer Weise für Kunst, Kultur und Wissenschaft eingesetzt und das kulturelle Leben im Hochtaunuskreis in vielerlei Hinsicht maßgeblich mitgestaltet. Nach der Gründung der Johann-Isaak-von-Gerning-Stiftung – Stiftung für Kunst und Kultur im Hochtaunuskreis war er von 2009 bis 2016 deren erster Kuratoriumsvorsitzender und hat in dieser Funktion die konzeptionelle Entwicklung und Profilbildung der Stiftung entscheidend mitgeprägt. Von 2008 bis 2017 war Dr. Ruppert stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Kreisarchiv des Hochtaunuskreises e. V. und hat mit seiner Expertise und seinem Netzwerk in dieser Funktion wichtige Impulse gesetzt. Von 2008, also seit der Gründung der Kulturfonds Frankfurt RheinMain gGmbH, bis 2013 war er Mitglied in deren Kulturausschuss. Hier hat er stets die Interessen des Hochtaunuskreises vertreten und dabei die Entwicklung der Region im Ganzen nie aus dem Blick verloren. Außerdem ist er Verwaltungsratsvorsitzender der Werner Reimers Stiftung, die sich an ihrem Sitz in Bad Homburg v. d. Höhe der Wissenschaftsförderung widmet.
Die politischen Verdienste des Preisträgers wurden in besonderer Weise auch dadurch sichtbar, dass die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, an der Verleihung teilnahm. Den Förderpreis zum Saalburgpreis erhielt Johannes Martin Müller für seine Masterarbeit, die vor kurzem unter dem Titel „Villen und Landhäuser im Vordertaunus – Eine Kulturlandschaft im Rhein-Main-Gebiet“. Als Laudatorin würdigte die Stadtarchivarin von Königstein, Dr. Alexandra König, die Verdienste der Arbeit, die sich nicht nur durch die Fülle des herangezogenen Materials und die Gründlichkeit der Recherche auszeichnet, sondern auch durch den Ansatz, die Kulturlandschaft und ihre Prägung durch den Villenbau des 19. und frühen 20. Jahrhunderts als
Ganzes zu analysieren.
Der Saalburgpreis des Hochtaunuskreises wird seit 1992 verliehen, um herausragende Verdienste um die Geschichte und Heimatpflege im Taunus zu würdigen. 1995 wurde er durch einen Förderpreis ergänzt, mit dem besondere Einzel- und Nachwuchsleistungen ausgezeichnet werden. Die Preise sind nicht dotiert, über die Vergabe entscheidet der Kreisausschuss des Hochtaunuskreises, wobei alle Bürgerinnen und Bürger des Hochtaunuskreises vorschlagsberechtigt sind.