Datum: 10.10.2023

Besuch aus Zhovti Vody

Der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Zhovti Vody, Dmytro Khanis, und seine Gattin Iryna, besuchen gemeinsam mit Valentina Boka, Leiterin des Bereichs „Gesundheitswesen" bei der Stadtverwaltung Zhovti Vody, und Nataliia Vizer, Leiterin des „Städtischen Krankenhauses", noch bis Freitag Bad Homburg und den Hochtaunuskreis.

Nach diversen Videokonferenzen, die in den vergangenen Monaten bereits stattgefunden haben, ist dies das erste persönliche Treffen der Verwaltungsspitzen. „Ich freue mich, dass wir nach Monaten intensiver Gespräche uns nun auch persönlich Kennenlernen“, betonte Landrat Ulrich Krebs die Bedeutung dieses Treffens. „Wir wollen mit dieser Einladung auch ein Zeichen in die Ukraine entsenden, dass das ukrainische Volk mit ihrem Kampf gegen den russischen Aggressor nicht alleine ist. Und noch wichtiger: Dass nicht nur die westlichen Staaten, sondern auch die Menschen in diesen Staaten selbst, diesen Kampf der Ukrainerinnen und Ukrainer unterstützen.“ Er unterstrich, dass die jetzt geknüpften Kontakte zu einer dauerhaften Freundschaft zwischen dem Taunus und Zhovti Vody führen sollen. Dem pflichtete Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes bei: „Die westliche Welt darf in ihrer Unterstützung für die Ukraine nicht nachlassen. An den guten Gründen dafür hat sich seit Kriegsbeginn nichts geändert.“ Hetjes weiter: „Dieser Angriffskrieg ist und bleibt ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, da kann es keine zwei Meinungen geben. Deswegen möchte ich nochmal unsere tief empfundene Solidarität mit den Menschen in der Ukraine betonen und freue mich besonders, ukrainische Gäste hier in Bad Homburg begrüßen zu können.“ Und auch Dmytro Khanis ist froh, „dass er nach Monate der Videokonferenzen nun den Menschen, die seiner Stadt helfen, direkt in die Augen schauen“ könne.

Der Beginn des russischen Angriffskriegens gegen die Ukraine im Februar 2022 hat eine große Welle der Solidarität mit dem angegriffenen Staat ausgelöst. Auch der Hochtaunuskreis mit seinen Städten und Gemeinden unterstützt die Betroffenen nach Kräften. Dabei konzentriert sich die Hilfe auf die ukrainischen Flüchtlinge, die im Hochtaunuskreis eine Zuflucht gefunden haben, und auf die Region um die Stadt Zhovti Vody. Die 46.000-Einwohner-Stadt, 130 Kilometer westlich von Dnipro gelegen, ist von dem Krieg stark betroffen, auch wenn sie nicht in der unmittelbaren Kampfzone liegt. Doch in der Stadt leben mittlerweile rund 6000 Flüchtlinge. Das stellt die Stadt vor enorme Herausforderungen.

Hier setzt die Hilfe an, die von dem von Landrat Ulrich Krebs gegründeten Verein „Ukrainehilfe Taunus“ geleistet werden soll. Gemeinsam mit dem DRK ist es bereits gelungen, einen Rettungswagen und einen Krankentransportwagen in die ukrainische Region zu entsenden. Ein weiteres Ziel ist es, dass dortige Krankenhaus mit seiner veralteten Ausstattung zu ertüchtigen – sei es mit Betten, mit moderneren medizinischen Gerätschaften oder mit medizinischem Verbrauchsmaterial. „Die Bilder, die wir aus dem Krankenhaus in Zhovti Vody gesehen haben, sind beklemmend. Es ist unglaublich, unter welchen Umständen dort medizinische Hilfe geleistet wird. Hier können wir nicht wegschauen, sondern müssen im Rahmen unserer Möglichkeiten helfen“, ist Landrat Krebs überzeugt.

Daher steht natürlich auch bei dem jetzigen Besuch der ukrainischen Delegation ein Besuch auf den Hochtaunus-Kliniken auf dem Programm. Weitere Ziele sind das Spendenzentrum für die Ukraine in Bad Homburg, ein Hospiz, ein Mehrgenerationenhaus und eine Kita. Daneben interessiert sich die Gäste auch für die örtlichen Verwaltungsstrukturen. Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Bad Homburg wurden die Stadtwerke besichtigt, geplant ist auch ein Austausch mit den verschiedenen Fachbereichen der Kreisverwaltung sowie ein Besuch bei der jüdischen Gemeinde Bad Homburg, der viele Ukrainer angehören, die in den Taunus geflüchtet sind.

Doch trotz dieser Arbeitsbesuche liegt der Fokus des aktuellen Besuchs auf dem gegenseitigen Kennenlernen. „Freundschaften und Partnerschaften zwischen Kommunen sind immer nur so gut, wie die persönlichen Beziehungen der Beteiligten zueinander. Nur dann kann eine wirkliche Freundschaft kann entstehen. Daran arbeiten wir“, ist Landrat Krebs überzeugt. Das sieht auch Bürgermeister Dmytro Khanis so. Er hofft aber auch, dass er von der Expertise der deutschen Freunde lernen könne. „Wie können wir unsere Infrastruktur schützen und stärken? Wie das Krankenhaus mit Wasser und Strom versorgen? Das sind nur einige aktuelle Fragen“, sagt er. Und, dann gehe es auch darum, schon jetzt den Blick auf die Zeit nach dem Krieg zu lenken. "Wie können wir eine Rehabilitation für unsere Veteranen organisieren? Wie unsere Senioren unterstützen? Wir haben dafür Kapazitäten, müssen diese aber noch aufbauen. Hier hoffen wir auf das Know-how aus dem Hochtaunuskreis.“



Zahlen und Fakten:
Ukrainische Flüchtlinge: Aktuell leben im Hochtaunuskreis 3169 Geflüchtete aus der Ukraine. Rund zwei Drittel davon sind Frauen. Bei 8,7 Prozent der Personen handelt es sich um Kinder im Alter unter 6 Jahren, 10 Prozent sind Kinder im Grundschulalter und 16,3 Prozent Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren. 57 Prozent sind Erwachsene zwischen 19 und 64 Jahren und 7,4 Prozent sind Personen im Alter von über 65 Jahren.

Bereits geleistete Spenden und humanitäre Hilfe im Rahmen der Partnerschaft mit Zhovti Vody (Auswahl) durch die Vereine „Ukrainehilfe Taunus“ und „Gemeinsam für die Ukraine“, den Hochtaunus-Kliniken und privaten Spendern
Für das örtliche Krankenhaus: Rettungswagen und Krankenwagen (mit Unterstützung des DRK), Defibrillatoren, Verbandsmaterial, Hygieneartikel, Zahnärztliche Ausstattung, urologische Gerätschaften, Pflegebetten, Augenärztliche Geräte, Physio-Geräte für Rehabilitation, 150 Kartons Kleidung, Medizinische Matratzen und vieles mehr
Für die Sozialstation Zhovti Vody: 73 Kartons Kleidung, 97 Kartons Hygieneartikel, Kühlschrank, zwei Trockner und zwei Waschmaschinen
Für die Schule Zhovti Vody: Möbel, Tische, Stühle, Tafel

Hinzu kommen umfangreiche Spenden für die aus der Ukraine geflüchteten Menschen, die im Taunus Zuflucht gefunden haben. Sie können sich im Spendenzentrum Ukraine mit Notwendigem versorgen.


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