Datum: 17.10.2022

Maria-Scholz-Schule
jetzt auch offiziell eingeweiht

Knapp 300 Schülerinnen und Schüler besuchen seit Beginn des Schuljahres 2022/23 die neu errichtete Maria-Scholz-Schule und werden dabei von knapp 30 Lehrerinnen und Lehrern betreut und unterrichtet. Sie sind in den knapp sechs Wochen in ihrer neuen Schule schon heimisch geworden und fühlen sich pudelwohl, hat Schulleiterin Annette Rosenstock festgestellt. Auch wenn die Grundschule offiziell noch gar nicht übergeben wurde. Das aber wurde am heutigen Freitag, 14. Oktober, nachgeholt. Landrat und Schuldezernent Ulrich Krebs weihte den Neubau im Rahmen eines kleinen Festakts ein. „Die Maria-Scholz-Schule ist eine zweizügige Grundschule mit einem Förderschulzweig Sprachheilförderung. Damit besitzt sie ein Alleinstellungsmerkmal im Hochtaunuskreis. Denn hier können Schülerinnen und Schüler mit einem Anspruch auf sonderpädagogische Förderung im Förderschwerpunkt Sprachheilförderung (SPR) nach den Zielsetzungen der allgemeinen Schule unterrichtet werden“, sagte der Landrat.

Mit der Einweihung der Maria-Scholz-Schule findet eine lange Entwicklung ihren Abschluss. Die Grundschule gibt es bereits seit 2015. Doch ihre Wurzeln reichen tiefer. Denn ihre Vorgängerin ist die Pestalozzischule, die in unmittelbarer Nachbarschaft zum heutigen Schulgebäude steht. Allerdings war diese eine reine Förderschule für die Förderbedarfe Sprachheilförderung und Lernen. Sie war in Grundstufe (Jahrgänge 1 bis 4), Mittelstufe (Jahrgänge 5 bis 10) und Oberstufe (Jahrgänge 11 bis 13) gegliedert, erläuterte Landrat Krebs. Mit der Umsetzung der inklusiven Beschulung in Hessen, hier war der Hochtaunuskreis Modellregion, wurde der Bereich Lernen in Bad Homburg komplett abgebaut und dezentralisiert.

Das Beratungs- und Förderzentrum wurde an der Paula-Fürst-Schule in Usingen zentral für den ganzen Hochtaunuskreis eingerichtet. Die Mittel- und Oberstufe der Pestalozzischule ließ man auslaufen und lediglich die Grundstufe des Förderbedarfs Sprachheilförderung blieb erhalten. Daneben wurde eine zweizügige Grundschule für Bad Homburg gegründet, um die steigenden Schülerzahlen im Bereich Stadtmitte aufzufangen und die benachbarten Schulen zu entlasten. An die neue Grundschule wurde der Sprachheilbereich als Förderschulzweig angegliedert. So entstand die Maria-Scholz-Schule in ihrer heutigen Form als Grundschule mit dem Förderschulzweig Sprachheilförderung für die Jahrgangsstufen 1 bis 4.

Unter diesen Voraussetzungen erschien der Name Pestalozzischule nicht mehr passend. „Es war ein Neustart, der auch im neuen Namen Ausdruck finden sollte“, so Landrat Krebs. In Abstimmung mit der Stadt Bad Homburg gelang ein Grundstückstausch, der dem Hochtaunuskreis die Möglichkeit zu einem Neubau eröffnete.

Ein neuer Name für die Schule war schnell gefunden. Er erinnert an die langjährige Bad Homburger Stadtverordnetenvorsteherin Maria Scholz. „Mutter Maria“, wie sie in Bad Homburg häufig genannt wurde, gestaltete fast 40 Jahre lang das Stadtgeschehen mit. „Sie vereinte dabei großes politisches und soziales Engagement und genoss hohes Ansehen über Parteigrenzen hinweg. Vor allem setzte sie sich stets für die Belange von Kindern und deren Förderung ein. Von daher war es naheliegend, sie mit der Benennung dieser Schule zu würdigen“, sagte Landrat Krebs.

Auch Bad Homburgs Oberbürgermeister Alexander Hetjes erinnerte in seiner Ansprache an die Namenspatronin und Bad Homburger Ehrenbürgerin. Typisch für Maria Scholz sei ihr spitzbübisches Lächeln gewesen, sagte er. Und er könne sich gut vorstellen, dass „Mutter Maria“ gerade in diesem Moment von oben auf sie mit genau diesem spitzbübischen Lächeln auf sie herunterschaue.

Wesentlich länger als die Namensfindung dauerte dagegen der Bau der Schule. Der Architektenwettbewerb für die Schule startete im Oktober 2015, der Bauantrag wurde im Mai 2017 eingereicht. Nach dem Abbruch der alten Homburger Feuerwache, die zuvor auf dem heutigen Schulgelände stand, konnte im März 2018 mit dem Neubau begonnen werden. Verzögerungen ergaben sich durch die Tatsache, dass der Boden stärker kontaminiert war als angenommen. Der Baugrund erwies sich zudem an manchen Stellen als nicht ausreichend tragfähig, so dass ein großflächiger Bodenaustausch vorgenommen werden musste. Die Corona-Pandemie sorgte für weitere Verzögerungen durch den krankheitsbedingten Ausfall von Bauarbeitern und Lieferschwierigkeiten von Baustoffen. Daher konnte die Schule tatsächlich erst im August 2022 fertiggestellt werden.

„Doch die Geduld hat sich gelohnt“, ist Landrat Krebs überzeugt. Entstanden ist eine aus drei Baukörpern bestehende Schulanlage. Im dreigeschossigen Hauptgebäude befinden sich die Unterrichtsräume, der Sprachheilzweig ist hier ebenso untergebracht wie Mensa und Küche. Die Räumlichkeiten bieten ausreichend Platz für acht Grundschul- und drei Vorschulklassen. Sie sind dabei ringförmig um das große, mit einem Glasdach versehene Atrium angelegt, das auf diese Weise dem ganzen Bauwerk Licht und Leichtigkeit verleiht. Im zweiten Gebäude ist die Ganztagsbetreuung beheimatet. Und beim dritten Baukörper handelt es sich um die Sporthalle. Verbunden sind die drei Gebäude über den Schulhof.

Nach dem baulich gleichen Prinzip (Gruppenräume ringförmig um ein Atrium) - allerdings etwas kleiner - ist auch das angrenzende fünfzügige Betreuungszentrum errichtet. Es ist wie auch das Unterrichtsgebäude barrierefrei. An den Kosten für den Bau hat sich die Stadt Bad Homburg beteiligt.

Nicht nur für die Schüler der Maria-Scholz-Schule ist die angegliederte Sporthalle gedacht. Denn wenn die Grundschülerinnen und -schüler hier keinen Sport treiben, kann sie von Homburger Vereinen genutzt werden, weswegen sich auch hier die Stadt Bad Homburg an den Baukosten beteiligt hat, betonte der Homburger Oberbürgermeister.

Wie hoch die gesamten Baukosten sind, lässt sich im Moment noch nicht sagen, da noch nicht alle Schlussrechnungen vorliegen. Die voraussichtlichen Gesamtkosten liegen inklusive Ausstattung bei
26,5 Millionen Euro.

Mit dieser großen Investition sind die Rahmenbedingungen für den Schulbetrieb geschaffen. Doch erst das Zusammenspiel von Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte machen eine Schule lebendig. Wie das geschehen soll (und wie das bereits auch geschieht) zeigt das neue Leitbild der Schule, das unter dem Titel „Füreinander, Voneinander, Miteinander“ steht. „Das ist ein großartiges Motto. Ich hoffe, dass es gelingt, diesen Dreiklang in der Schulgemeinde zu verankern. Dann werden nicht nur die Kinder selbst, sondern wir alle von diesem Schulbau profitieren“, so Landrat Krebs.

Zur Namensgeberin:
Maria Scholz wurde am 4. Februar 1925 in Niederhermsdorf in Oberschlesien geboren. 1945 kam sie als Heimatvertriebene nach Bad Homburg. Nach ihrer Ausbildung zur Volksschullehrerin unterrichtete sie 17 Jahre lang an der Ketteler-Francke-Schule in Kirdorf, später arbeitete sie an der Realschule und späteren Gesamtschule in Oberursel.

Der katholische Glaube spielte eine große Rolle in ihrem Leben. 1969 wurde sie erstmals in den Pfarrgemeinderat von St. Johannes in Kirdorf gewählt. Von 1972 bis 1995 war sie Vorsitzende beziehungsweise stellvertretende Vorsitzende des Gremiums.

Ihre politische Heimat war stets die CDU. Von 1960 bis 1972 war sie Mitglied der Bad Homburger Stadtverordnetenversammlung, von 1972 bis 1977 Stadträtin. 16 Jahre lang, von 1977 bis 1993, war sie Bad Homburgs Stadtverordnetenvorsteherin und von 1993 bis 1997 noch einmal Stadträtin.

Die Arbeit mit Kindern und Integration aller Menschen, unabhängig von ihrem Glauben und ihrer Herkunft, waren Herzensthemen von „Mutter Maria“, wie sie in Bad Homburg genannt wurde. Wenn beides gelinge, werde die gesamte Gesellschaft von dieser Entwicklung profitieren, so ihre Überzeugung.

Bereits 1974 erhielt sie den Ehrenbrief des Landes Hessen. 2002 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. 2010 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt Bad Homburg ernannt.

Am 9. Oktober 2010 starb Maria Scholz nach langer Krankheit im Alter von 85 Jahren.


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