Datum: 06.12.2022

Erstes Fahrzeug der größten Wasserstoffzug-Flotte der Welt heißt »Bad Homburg«

Start am Sonntag auf Linie RB15 zwischen Frankfurt, Bad Homburg und Brandoberndorf / Lokal emissionsfrei, leiser und komfortabler unterwegs.

Der erste Wasserstoffzug hat einen Namen: Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat ihn gemeinsam mit dem Hessischen Verkehrs- und Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir, dem Landrat des Hochtaunuskreises Ulrich Krebs und Vertretern von Alstom und der Deutschen Bahn auf den Namen ‚Bad Homburg‘ getauft. Dafür diente Wasser aus den lokalen Gewässern Main und Dornbach. Anschließend unternahmen die Gäste und RMV-Geschäftsführer Prof. Knut Ringat die Jungfernfahrt zur namensgebenden Kreisstadt des Hochtaunuskreises. ‚Bad Homburg‘ ist einer der ersten Wasserstoffzüge, die am 11. Dezember den Betrieb auf der Linie RB15 (Frankfurt – Bad Homburg – Brandoberndorf) starten. Die weiteren Linien des Taunusnetzes RB11, RB12 und RB16 werden mit der sukzessiven Inbetriebnahme weiterer Fahrzeuge ab Frühjahr auch mit Wasserstoff gefahren.


„Ab sofort rollen die ersten Wasserstoffzüge durch Hessen: Das ist ein Meilenstein der Verkehrswende und enorm wichtig für mehr Klimaschutz im Verkehrssektor. Im Taunusnetz wird Wasserstoff als Technik der Zukunft nicht nur erprobt, sondern im Regelbetrieb angewendet. Denn überall dort, wo eine Elektrifizierung nicht einfach möglich ist, sind Wasserstoffzüge eine Option. Die neuen Züge sind dabei nicht nur ohne Diesel-Abgase, sondern auch komfortabler und leiser“, sagt Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen anlässlich der ersten Fahrt zwischen Frankfurt und Bad Homburg. „Die Wasserstoffzugflotte des RMV wird die größte weltweit sein, damit sind wir in Hessen echte Vorreiter. Der frisch getaufte Zug ‚Bad Homburg‘ macht dies darüber hinaus in der Region sichtbar.“


Ulrich Krebs, Landrat des Hochtaunuskreises und stellvertretender RMV-Aufsichtsratsvorsitzender: „Es geht los: Die erste Strecke im Taunusnetz wird mit Wasserstoffzügen emissionsfrei befahren. Nicht nur der Antrieb ist ein Schritt in die Zukunft, auch die Ausstattung der modernen Fahrzeuge lässt keine Wünsche offen. Das erste Fahrzeug haben wir nach unserer Kreisstadt, der größten Stadt im Taunus und einem wichtigen Verkehrsknoten der Region benannt: Ich wünsche ‚Bad Homburg‘ eine gute Fahrt und allen Fahrgästen viel Freude mit den neuen, lokal emissionsfreien und leiseren Zügen.“


„Ab Sonntag bringt der RMV Wasserstoff im Regelverkehr auf die Schiene. Wir unterstreichen damit unsere Vorreiterrolle bei der Antriebswende, und nicht nur das: Die neuen Fahrzeuge für den Taunus bilden die größte Wasserstoffzugflotte der Welt. Umso mehr wollen wir verdeutlichen, wo dieser Rekord zu Hause ist. Mit dem Namen ‚Bad Homburg‘ zeigen wir, dass dieser Zug in die Region gehört“, so RMV-Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung Prof. Knut Ringat.


„Wir betreiben künftig die weltweit größte Flotte an Wasserstoffzügen und freuen uns, dass auch die Instandhaltung dieser Züge im DB-Regio-Werk in Frankfurt Griesheim stattfindet. Denn mit alternativen Antrieben bringen wir die Mobilitätswende und das Ziel, als Deutsche Bahn bis 2040 klimaneutral sein, aktiv voran. Wasserstoff ist dabei eine Schlüsseltechnologie, mit der wir die Emissionen im Regionalverkehr weiter senken“, so Dirk Bartels, Vorsitzender der Geschäftsführung von start.


„Grüne Mobilität auf der Schiene ist der Schlüssel für eine nachhaltige Zukunft. Dazu möchten wir einen zentralen Beitrag leisten. Mit dem Coradia iLint hat Alstom als erstes Unternehmen einen innovativen und emissionsfreien Wasserstoffzug erfolgreich am Markt etabliert. Wir freuen uns, dass der RMV beim Ausbau seines Mobilitätsangebots auf diesen Zugtyp mit alternativem Antrieb setzt. Die Fahrgäste im Taunus können sich auf moderne, umweltfreundliche und komfortable Züge freuen“, so Müslüm Yakisan, Präsident der Region DACH bei Alstom.


Mehr Kapazität, lokal emissionsfrei und kostenfreies WLAN:
Der Coradia iLint 54 der Firma ALSTOM wird mit einer Wasserstoff-Brennstoffzelle betrieben, die elektrische Energie für den Antrieb erzeugt. Die Triebfahrzeuge sind so leise wie Elektro-Triebfahrzeuge und verursachen bei der Fahrt keine Emissionen, weil sie lediglich Wasserdampf und Wärme an die Umwelt abgeben. Mit 160 Sitzplätzen je Fahrzeug bieten die iLint außerdem mehr Platz als die bisher eingesetzten Dieselzüge. Die Wasserstoffzüge sind mit umfangreichen Fahrgastinformationssystemen, wie Monitoren mit Echtzeitinformationen, ausgestattet und verfügen über Platz für Fahrräder, Rollstühle und Kinderwagen. Außerdem bieten sie den Fahrgästen während der Fahrt kostenfreies WLAN.
DB-Tochter start übernimmt Betrieb der Wasserstoffzüge


Ab Dezember starten die ersten Fahrzeuge der insgesamt 27 Züge starken Flotte im Taunusnetz. Zunächst werden diese auf der Linie RB15 eingesetzt. Die weiteren Fahrzeuge werden sukzessive im Frühjahr 2023 geliefert und nach und nach in den Betrieb übernommen. Das Taunusnetz umfasst vier bislang teilweise nicht elektrifizierte Strecken:
• RB11 (Frankfurt-Höchst – Bad Soden)
• RB12 (Frankfurt – Königstein)
• RB15 (Frankfurt – Brandoberndorf)
• RB16 (Bad Homburg – Friedberg)

Den Betrieb der Wasserstoffzüge übernimmt die Regionalverkehre Start Deutschland GmbH (start). Die 100-prozentige DB-Tochter, die bereits erfolgreich zwei Netze in Norddeutschland betreibt, setzte sich in einer europaweiten Ausschreibung durch und löst im Dezember die bisherige Betreiberin, die Hessische Landesbahn GmbH (HLB), ab. Um bis zur vollständigen Auslieferung der Wasserstoffzüge den Betrieb im Taunusnetz zur Gänze sicherzustellen, wird die HLB übergangsweise die Linien RB11 und RB16 bis Ende April weiterbetreiben. Dies ist ein außergewöhnliches Engagement im Sinne der Fahrgäste.


Mit ca. 500 Millionen Euro größter Auftrag der fahma-Geschichte
Beschafft wurden die Fahrzeuge über die Fahrzeugmanagement Region Frankfurt RheinMain GmbH (fahma), einer 100-prozentigen Tochter des RMV. Das Projektvolumen liegt bei ca. 500 Millionen Euro über 25 Jahre für Fahrzeugbeschaffung, Instandhaltung und Betankung. Das ist damit der größte Auftrag in der Geschichte der fahma. Der Hersteller Alstom hat diese Serviceleistungen an die DB Regio vergeben, die mit ihrem Werk in Frankfurt-Griesheim die Wartung und Instandhaltung der Fahrzeuge übernimmt.


Die Betankung der Fahrzeuge erfolgt im Industriepark Höchst. Dort fällt Wasserstoff als Nebenprodukt bei chemischen Prozessen an. Mit einem Elektrolyseur kann zusätzlich mit grünem Strom Wasserstoff gewonnen werden. Mit rund 2,5 Millionen Euro fördert das Land Hessen den Bau der Schieneninfrastruktur für die Wasserstofftankstelle. Hinzu kamen 800.000 Euro für vorbereitende Gutachten und eine mobile Zugbetankungseinrichtung. Der Bund investiert rund 24,3 Millionen Euro in das Projekt. Unter anderem finanziert er 40 Prozent der Fahrzeugmehrkosten, begrenzt auf 14,7 Millionen Euro, die im Vergleich zur Beschaffung herkömmlicher Dieselfahrzeuge anfallen. Zudem hat er den Bau der Wasserstofftankstelle in Höchst unterstützt.

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