Datum: 08.09.2022

Neue Ausstattung im Wert von 600.000 Euro
für die Orthopädie-Abteilung der Saalburgschule

Feile und Schraubstock gehören noch immer zum unverzichtbaren Werkzeug eines Orthopädietechnik-Mechaniker, um drückende Stellen an einer Prothese zu beseitigen und so einen möglichst hohen Tragekomfort zu gewährleisten. Doch Holzbearbeitung und Lederverarbeitung treten dabei immer mehr in den Hintergrund, dafür hält modernste Technik Einzug. Schließlich soll eine Prothese nicht nur angenehm zu tragen sein, sondern sie soll die fehlende Gliedmaße ersetzen. Computer gestützte Technologie erlaubt nicht nur die Herstellung passgenauer Prothesen und Orthesen, sondern vor allem auch die Verwendung von sehr leichten, aber dennoch widerstandsfähigen Materialien wie beispielsweise Carbon. Diesen sich verändernden Anforderungen hat der Hochtaunuskreis nun Rechnung getragen und die Orthopädie-Abteilung der Saalburgschule umfangreich modernisiert.

„Wir haben damit die Orthopädie-Abteilung der Saalburgschule in die Zukunft gebracht“, erklärt Landrat Ulrich Krebs bei der Besichtigung der neu eingerichteten Räume der Usinger Schule. Insgesamt 600.000 Euro hat der Kreis alleine für die Ausstattung mit Maschinen in die Hand genommen. Zu den neuen Gerätschaften, die angeschafft wurden, gehören unter anderem ein Infrarot- und ein Thermo-Umlaufofen, in dem Kunststoff- beziehungsweise Carbon-Werkstoffe gehärtet werden können und hochmoderne Trichterfräsen.

Mithilfe eines Scanners kann nun ein 3D-Modell, etwa eines Arm- oder Beinstumpfs, am Computer erzeugt werden. Dazu werden an dem Stumpf Marker angebracht, die vom Scanner erfasst und in ein 3D-Modell umgesetzt werden. Dieses wird anschließend am Computer bearbeitet und kann mittels 3D-Drucker ausgedruckt werden. Das so entstandene Prothesenmodell wird dann in der Orthopädiewerkstatt der Saalburgschule angefertigt. Alternativ können die Daten des Modells aber auch als Datei an eine externe Firma übermittelt werden, die die Produktion übernimmt. Die Zeiten, in denen solche Modelle durch Gipsabdrücke gewonnen wurden, sind somit weitestgehend passé.
Ähnlich verhält es sich bei der Fertigung von Orthesen. Hier können mit dem Scanner die Körperteile digital eingelesen werden, die durch die Orthese unterstützt werden sollen. Dadurch kann eine Orthese ebenfalls passgenau am Bildschirm gestaltet werden.

„Gerade das Beispiel der Saalburgschule zeigt, wie wichtig Digitalisierung im Unterrichtsbetrieb ist. Auf diese Weise trägt der Hochtaunuskreis dazu bei, hochqualifizierte Fachkräfte auszubilden, die dringend gebraucht werden. Dies ist eine kontinuierliche Aufgabe, die wir sehr ernst nehmen“, unterstreicht Landrat Krebs. Er verweist in diesem Zusammenhang auf die im August vergangenen Jahres abgeschlossene Modernisierung der Kfz-Abteilung der Saalburgschule, in die der Kreis 200.000 Euro investiert hat. Ohne diese Investition wäre die Schule kurzfristig nicht mehr in der Lage gewesen, KFZ-Mechatroniker mit dem Schwerpunk Personenkraftwagentechnik sowie insbesondere KFZ-Mechatroniker mit Schwerpunk Hochvolt- und Systemtechnik auszubilden, die aber gerade in Hinblick auf die größer werdende Anzahl von Elektroautos immer wichtiger werden.

Seit 1987 ist die Saalburgschule Ausbildungsstandort für Orthopädie- und Chirurgiemechaniker sowie Bandagisten, seit 1990 werden sogar alle Auszubildenden des Orthopädischen Handwerks in Hessen – derzeit sind es etwa 30 Personen – im Rahmen des dualen Ausbildungssystems zentral in Usingen unterrichtet. Maßgeblich ist dabei die Verordnung über die Berufsausbildung zum/zur Orthopädietechnik-Mechaniker/in. „Die darin vorgesehenen Lerninhalte, die es praktisch zu vermitteln gilt, waren mit der alten Werkstattausstattung nicht mehr zu gewährleisten“, erklärt Sascha Bastian, Fachbereichsleiter Schule und Betreuung im Hochtaunuskreis. Von daher sei die Verbesserung der fachpraktischen Unterrichtsmöglichkeiten zwingend notwendig gewesen.
Mit zwei Orthopädietechniker-Meistern wurden Berater gefunden, die das Projekt von der Planung bis zur Endabnahme unterstützten. In Zusammenarbeit mit diesen Experten und dem Fachlehrer Orthopädie der Saalburgschule, Horst Lohrey, wurde eine Bedarfsliste erstellt und ausgeschrieben. Den Auftrag erhielt im Juni 2021 die Firma Otto Bock HealthCare Deutschland GmbH aus Duderstadt.

Über die Saalburgschule
Die Anfänge der heutigen Saalburgschule reichen in das Jahr 1935 zurück, als die „Kreisberufsschule Usingen“ in den Räumen der Christian-Wirth-Schule (CWS) gegründet wurde. Sie war als begleitende Berufsschule für das Handwerk in Usingen gedacht, hat sich aber zu einem modernen Berufsbildungszentrum mit Strahlkraft über die heutigen Kreisgrenzen hinaus entwickelt. Nachdem die Schule 1943 aufgelöst worden war, kam es 1948 zur Wiedereröffnung. In den Räumen der CWS wurden die Klassen Bau, Metall, Maler, Textil, Metzger, Bäcker, Hauswirtschaft sowie die kaufmännische Abteilung unterrichtet. 1950 erfolgte der Umzug in ein eigenes Gebäude.
In den nächsten Jahren wurde die Schule sukzessive erweitert. Mit der Umbenennung in Saalburgschule trug man 1978 der Auflösung des Altkreises Usingen und der Zugehörigkeit zum Hochtaunuskreis Rechnung. Es sollte herausgestellt werden, dass die Berufsschule nicht nur Schülern aus dem Usinger Land offensteht.
Mit dem Neubau der Schule in den Jahren 1985 bis 1987 reagierte man auf die stetig wachsenden Schülerzahlen. 2002 wurde die Saalburgschule um einen Kfz-Bereich erweitert, die Lehrküchen wurden 2017 und 2018 saniert und modernisiert. Insgesamt ist die Schule nun für bis zu 1400 Schüler ausgelegt.


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