Datum: 28.03.2024

Landtag, Nachkriegszeit, Grundgesetz: Kreis erinnert an die historischen Wurzeln der Demokratie

Das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland wird am 23. Mai 75 Jahre alt. Auch die öffentlichen Debatten in den letzten Wochen haben ein verstärktes Augenmerk auf Wesen und Voraussetzungen einer parlamentarischen Demokratie gelegt. Der Hochtaunuskreis beteiligt sich mit zwei öffentlichen Veranstaltungen daran, die historischen Wurzeln der Demokratie in den Blick zu nehmen.

Mit den Vorläufern der modernen Demokratiegeschichte beschäftigt sich ein Festakt, zu dem der Verein für Geschichte und Landeskunde, der Hochtaunuskreis und die Stadt Bad Homburg v. d. Höhe gemeinsam für den 11. April, 19 Uhr, ins Kurhaus Bad Homburg einladen. Dann steht das Jubiläum 175 Jahre Landtag von Hessen-Homburg im Fokus.
Es war eine zentrale Errungenschaft der Revolution von 1848, dass der Landgraf von Hessen-Homburg den Weg frei machen musste für die Wahl eines Landtags in seinem Kleinstaat. Am 11. April 1849 traten die 13 frei gewählten Abgeordneten erstmals zusammen; ihre wichtigste Aufgabe war die Erarbeitung einer Verfassung für das Landgraftum Hessen-Homburg. Auch wenn es nicht gelungen ist, dauerhaft ein Landesparlament in Homburg zu etablieren, ist der Landtag von 1849 doch ein wichtiger Markstein in der Geschichte des Parlamentarismus in Hessen.
Im Mittelpunkt der Festveranstaltung steht daher eine Ansprache der Landtagsvizepräsidentin Angela Dorn-Rancke. Mitglieder der Volksbühne Bad Homburg werden die vor 175 Jahren in Homburg gehaltenen Reden wieder lebendig werden lassen. Die Rechtshistorikerin Prof. Dr. Barbara Dölemeyer erläutert das wichtigste Ergebnis des Landtags, die Hessen-Homburgische Verfassung, die nur zwei Jahre in Kraft blieb. Und schließlich wird die zum Jubiläum erschienene Druck- und Online-Edition der Landtagsprotokolle vorgestellt, die künftig die Arbeit des Homburger Parlamentes für die Forschung und Öffentlichkeit verfügbar macht. Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenfrei, um eine Anmeldung online unter www.geschichtsverein-hg.de/landtag wird gebeten.

Ganz unmittelbar in die Entstehungszeit des Grundgesetzes führt der diesjährige „Geschichtstag für Taunus und Main“ am 20. April im Haus der Begegnung Königstein im Taunus. Er steht unter dem Titel „Die Nachkriegszeit in der Rhein-Main-Taunus-Region“. Die zweite Hälfte der 1940er Jahre war gerade auch für die Region eine Epoche des Umbruchs: Besatzungsregime, Aufbruch in eine neue, demokratische Gesellschaftsordnung, Flüchtlinge und Vertriebene – all das waren wichtige Weichenstellungen, durch die unsere Region in ihrer weiteren Entwicklung stark geprägt wurde.
Umgekehrt kam der Rhein-Main-Taunus-Region innerhalb der Entstehung der Bundesrepublik eine wichtige Rolle zu: als Sitz zahlreicher Behörden und Einrichtungen und als Schauplatz wichtiger Konferenzen. Einzelnen Aspekten dieses Themas spüren die Vorträge des Tages nach: Es geht um die Rolle Amerikas im Frankfurt der Nachkriegszeit (Dr. Michael Fleiter), die Bewältigung des Alltags (Beate Großmann-Hofmann), die Entnazifizierung am Beispiel des Bad Homburger Unternehmens PIV von Werner Reimers (Helmut Landerer), Königstein als Tagungsort der Nachkriegszeit (Dr. Alexandra König) und die Anfänge der „Königsteiner Anstalten“ (Prof. Dr. Rainer Bendel); ihren Abschluss findet der Tag in einer Führung durch die Villa Rothschild, das damalige „Haus der Länder“.
Veranstaltet wird der Geschichtstag durch den Historischen Verein Rhein-Main-Taunus und die Arbeitsgemeinschaft der Geschichts- und Heimatvereine des Hochtaunuskreises in Kooperation mit dem Hochtaunuskreis, dem Main-Taunus-Kreis und der Stadt Königstein im Taunus. Das komplette Programm mit Anmeldemöglichkeiten ist unter www.hvrmt.de zu finden; die Tagungsgebühr beträgt 15 Euro.
Auch ohne Anmeldung und kostenfrei kann der Abschlussvortrag des Geschichtstages besucht werden: Professor Dr. Walter Mühlhausen als herausragender Kenner der Landeszeitgeschichte spricht am 20. April, 16 Uhr, im Haus der Begegnung in Königstein zum Thema „Hessen und der Weg zum Grundgesetz“.

Und schließlich wird auch beim diesjährigen Europa-Tag des Hochtaunuskreises das Jubiläum „75 Jahre Grundgesetz“ einen besonderen Akzent darstellen. Am Samstag, 4. Mai, laden der Hochtaunuskreis und die Gemeinde Schmitten von 11 bis 16 Uhr zum diesjährigen Fest der europäischen Vielfalt auf dem Festplatz am Freibad in Schmitten ein.
Unter anderem wird die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit einem Beitrag im Bühnenprogramm an das Jubiläum erinnern. Außerdem gibt es neben den Ständen der Städtepartnerschaften auch zahlreiche politische Informationsangebote mit Blick auf die bevorstehende Europawahl.

„Mit unseren Veranstaltungen wollen wir die nüchternen Begriffe Verfassung und Parlamentarismus bunt und lebendig werden lassen“, erläutert Landrat Ulrich Krebs die Initiative des Hochtaunuskreises. „Es geht darum, die Verpflichtung aus unserem geschichtlichen Erbe anzunehmen und die demokratischen Werte in unserem Alltag zu praktizieren.“


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