GaG-Schülerinnen und -Schüler besuchen vier Gotteshäuser
Schülerinnen und Schüler des Hauptschulzweigs der Gesamtschule am Gluckenstein (GaG) in Bad Homburg v. d. Höhe konnten Religionen ganz nah erleben. Zum Auftakt ihrer Projektwoche besuchten sie vier Religionsgemeinschaften in Bad Homburg: die islamische DITIB-Gemeinde und Moschee, die katholische Kirche St. Marien der Pfarrei Sankt Marien Bad Homburg-Friedrichsdorf, die evangelische Waldenserkirche in Dornholzhausen sowie das jüdische Gemeindezentrum in Bad Homburg. Erwartet wurden die beiden Klassen dort von Mitgliedern des „Dialogkreises Religionen im Hochtaunuskreis“, die sich nach einer kurzen Einführung den interessierten Fragen der Schülerinnen und Schüler stellten.
In der türkisch-islamischen DITIB-Moschee wurden die Schülerinnen und Schüler vom Imam und einem Gemeindemitglied empfangen und durch das Gebäude geführt. Unter der Kuppel des hellen, mit Teppich ausgelegten Gebetsraum wurde unter anderem erklärt, dass die sich darin befindliche Wandnische nach Mekka zeigt, weil in diese Richtung gebetet wird. Ein Schüler trug den Gebetsruf vor, der traditionell auf Arabisch ist, und bekam dafür spontanen Applaus seiner Mitschülerinnen und Mitschüler. Sie erfuhren, dass der Gebetsruf in der Türkei mit Lautsprechern außerhalb der Moschee hörbar ist und wie die Glocken bei christlichen Kirchen zum Gebet ruft.
Im Anschluss ging es weiter zur römisch-katholischen St. Marienkirche. Nach einer Hörprobe der neuen Orgel mit ihren fast 3000 Pfeifen wurde der Innenraum erkundet, der mit Bildern, Heiligen-, Marien,- und Engelsfiguren sowie mehreren Altären ausgestattet ist. Dazu wurden viele Fragen an die Pastoralreferentinnen der Gemeinde gestellt. So interessierte die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel das Bild eines Lammes, das eine Fahne trägt und sie lernten, dass das Lamm Jesus symbolisiert und die Fahne für seine Auferstehung steht.
Am zweiten Tag besuchten die beiden Klassen die evangelische Waldenser-Kirchengemeinde. Bei der Besichtigung der Kirche, die von französisch sprechenden reformierten Christen errichtet worden war, fanden die Schülerinnen und Schüler vieles nicht, was sie am Vortag in der üppiger ausgestatteten St. Marienkirche gesehen hatten. Der Referent für gesellschaftliche Verantwortung der evangelischen Kirche und die Vorständin der Gemeinde erklärten den Jugendlichen, dass es beispielsweise statt eines Altars einen Tisch gibt, der an das Abendmahl erinnert, das Jesus mit seinen Jüngern eingenommen hat.
In der Jüdischen Gemeinde hieß der Rabbiner und der Gemeindevorstand die Schülerinnen und Schüler willkommen. Gespannt lauschten die Jugendlichen der Ausführung, dass die Kopfbedeckung Juden daran erinnert, dass es noch etwas über ihnen gib und dass man zum Morgengebet einen Gebetsschal trägt. Besonders beeindruckt waren sie davon, dass jede Tora-Rolle fehlerfrei mit der Hand geschrieben wird, wofür ein Mensch ein Jahr benötigt. Auch dass viele Mitglieder der Gemeinde aus der Ukraine kommen, wussten sie vorher nicht.
Das Besondere bei den Besuchen der Gotteshäuser war, dass es keine klassischen Führungen waren, sondern ein intensiver Austausch. Das vor Ort sein und die Religionen durch das Eintauchen in die Atmosphäre der Gebetshäuser zu erspüren hat den Jugendlichen mehr gebracht als reine Information. In der Abschlusspräsentation am Ende der Projektwoche stellten die Jugendlichen als besonders ihre neue Erkenntnis vor, dass sich alle drei Religionsgemeinschaften in ihrem Glauben auf Abraham als Stammvater berufen, ob in Koran, Bibel oder Tora. Alle beten denselben Gott an, nur auf unterschiedliche Weise. Auch die Vielfalt der Menschen und die Art und Weise, wie diese Gott verehren, waren für sie eindrucksvoll.
Für den Dialogkreis ist es das dritte Schul-Projekt, das er seit 2024 unter der Organisation der Leitstelle Integration des Hochtaunuskreises durchführt. Der Dialogkreis, den es seit vielen Jahren im Landkreis gibt, ist in Zeiten von steigender Intoleranz und „Hate speech“ etwas Besonderes: er steht mit seinen vielfältigen Religionen und Glaubensrichtungen für einen Dialog, der in Bezug auf religiöse Fragen nicht immer einfach ist. Einig sind sich die Mitglieder, zu denen Christen, Juden, Muslime, Aleviten, Sikh und Bahai gehören jedoch darin, dass sie alle auf der Basis ihrer Religionen die gleichen Werte wie Respekt und Toleranz vertreten. Sie wollen ein Vorbild darin sein, im Gegenüber in erster Linie den Menschen zu sehen. Es ist für sie eine Herzensangelegenheit mit Jugendlichen über Religion ins Gespräch zu kommen und ihre Einstellung zu einem positiven Miteinander vorzuleben. Weitere Projekte dieser Art sowohl mit der Gesamtschule am Gluckenstein als auch mit weiteren Schulen im Hochtaunuskreis sind in Planung.
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Leistellte Integration, E-Mail: leitstelle-integration@hochtaunuskeis.de